In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Schüler in den italienischen Schulen um 15% gestiegen. Seit 2009 wurden jedoch keine neuen Lehrer mehr eingestellt.
In der zweiten Novembersitzung des Landtags hat Alessandro Urzì (Fraktion „L’Alto Adige nel cuore“) in seinem Beschlussantrag Nr. 340/20 deshalb eine Erhöhung der Lehrstellen in den italienischen Schulen gefordert. Dieser Forderung schloss sich auch Diego Nicolini (Fraktion „5 Sterne Bewegung“) an. Giuliano Vettorato, Landesrat der Lega Salvini Alto Adige und zuständig für italienische Bildung und Kultur bat darum, den Antrag auszusetzen, damit er die Angelegenheit prüfen können. Er versprach, das Thema in einer der kommenden Landtagssitzungen wieder aufzunehmen.
Eine Frage des Haushalts
Die Aufstockung der Lehrstellen ist mit hohen finanziellen Ausgaben verbunden. In den letzten Monaten des Jahres ist es schwierig, eine Ausgabenverpflichtungen in den Haushalt aufzunehmen. Daher wird dieses Thema wohl erst im nächsten Jahr in Angriff genommen werden, wenn es mehr Gewissheit darüber gibt, wie viele Geldmittel dem Land Südtirol zur Verfügung stehen.
Der Haushalt des Landes Südtirol muss immer wieder angepasst werden. Wie viel Geld zur Verfügung steht, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, etwa der Höhe der Steuereinnahmen, dem Wirtschaftswachstum, oder auch den Rückzahlungen von Staat. Ein aktuelles Beispiel: 2020 gab es weniger Steuereinnahmen, da das Coronavirus einen unerwarteten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (Gesamtwert aller Güter, Waren und Dienstleistungen) verursacht hat. Dieser Rückgang hat dazu geführt, dass weniger Haushaltsmittel zur Verfügung stehen.
Es braucht 266 neue Lehrstellen
Eine Erhebung des Landesinstituts für Statistik ASTAT der Jahre 2018/2019 zeigt, dass die Anzahl der Schüler pro LehrerIn in den italienischen Schulen höher war, als in deutschen und ladinischen Schulen. Laut den Daten des Schulamtes, die sich von denen der ASTAT leicht unterscheiden, gibt es in den italienischen Klassen im Durchschnitt 2 SchülerInnen mehr als in deutschen Klassen. Demnach fehlen in den italienischen Grund-, Mittel- und Oberschule rund 266 Lehrkräfte. Diego Nicolini unterstützte den Antrag von Alessandro Urzì und wies auf eine objektive Ungleichheit hin, die „unter anderem auf die Zunahme der Schülerzahlen in italienischsprachigen Schulen in den letzten Jahren zurückzuführen ist“.
Wettbewerbe sind geplant
Giuliano Vettorato, erinnerte daran, dass es seit 2009 keine Neueinstellungen in den italienischen Schulen gegeben habe, abgesehen von der Festanstellung von 49 LehrerInnen, die bereits an den Schulen tätig waren. Aufgrund der Coronakrise wurde ein geplanter außerordentlicher Wettbewerb für die Schuljahre 2019/2020 und 2020/2021 ausgesetzt. Damit hätten 56 LehrerInnen und 34 weiteren Personen, die bereits das Auswahlverfahren für die zweite Sprache bestanden haben, eingestellt werden sollen. Geplant ist ein zusätzliches Auswahlverfahren, bei dem 22 Stellen besetzt werden sollen.