Es ist nicht einfach, in der heutigen Zeit Jugendlicher zu sein. Die Erwachsenenwelt schafft es meist nicht, den Bedürfnissen der jungen Generationen nachzukommen, die sich ungehört fühlen. Aber es ist möglich, aktiver Teil der Gemeinschaft zu werden. Deshalb soll das Projekt von LaSecondaLuna die Jugendlichen der Mittelschule dazu ermutigen, sich über die Räume der Stadt Leifers zu äußern.
Stefania Rossi, Sprecherin des Vereins, erzählt vom Siegerprojekt der Ausschreibung Generationen, das zwei Absichten verfolgt: Die Jugendlichen dazu anzuregen, sich über die Strukturen der Stadt Gedanken zu machen und Organisations- und Planungsfertigkeiten zu entwickeln.
Stefania, erstmal danke für das Gespräch. Starten wir gleich mit dem Projekt. Wie ist die Idee entstanden?
„Das Projekt ‚Leifers wie ich es mir wünsche‘ ist eine Idee, die schon länger da war und im Rahmen der Ausschreibung Generationen Struktur angenommen hat. Ziel ist es, am Wohnkonzept in der Gemeinschaft zu arbeiten, herauszufinden, an welchen Orten die Jugendlichen sich jeden Tag aufhalten, und die Menschen dafür zu sensibilisieren, am Schutz des öffentlichen Guts aktiv teilzunehmen. Das Projekt gliedert sich in mehrere Werkstätten in der Schule, aber auch im Freien, die für diesen Herbst geplant sind“.
Welche Aktivitäten sind während dieser Werkstätten vorgesehen?
„Das Projekt sieht fünf Treffen mit Experten und Freiberuflern im Bereich Architektur und Design vor; die Jugendlichen werden selbst die Workshops leiten und dabei komplette Ausdrucksfreiheit haben. Dabei soll eine Baustelle simuliert werden, die sich von der Schule auf die Stadt ausdehnt. Das erste Treffen wird in der Schule stattfinden, mit einer theoretischen Einführung zur evokativen Kraft der Bilder. Für einen ersten Input werden Bilder zu einzelnen Bezugsquellen gezeigt, wie z.B. zur „idealen Stadt“ Platons oder zur Stadttheorie von Le Corbusier, aber auch mit literarischen Anregungen wie z.B. „Die unsichtbaren Städte“ von Italo Calvino oder Utopien der Vergangenheit, bis hin zum zeitgenössischen Wohnkonzept“.
Vom Klassenzimmer ins Freie
„Das zweite Treffen wird im Freien stattfinden, genauer gesagt beim Kreuz über Leifers. Von dort kann man die Stadt wie in einer Art Google Maps von oben betrachten. Zusammen mit dem Architekten Marco Cestarolli und der Designerin Sara Filippi werden wir versuchen, das Stadtgefüge zu verstehen und es grafisch darzustellen. Anschließend werden die Jugendlichen die Möglichkeit haben, sich ein imaginäres Leifers vorzustellen. Die wirkliche Herausforderung wird es sein, die Fantasie auf ein reales Gebiet anzuwenden. Die Teilnehmer werden einen Fragebogen erhalten, der auch ihre Eltern miteinbezieht, um einen Sinn für aktive Bürgerschaft zu entwickeln“.
Was sind die Schlussziele?
„Das dritte Treffen wird wieder im Klassenraum stattfinden, wo das utopische Leifers durch eine vom Jugendlichen gewählte Technik Gestalt annehmen wird: Schreiben, Zeichnen, Collage… Sara, unsere Designerin, wird eine einzige grafische Karte der Stadt anfertigen. Dann wird sie zusammen mit den Jugendlichen überlegen, welche Ideen man verwirklichen könnte. Diese Gruppenarbeit wird wie am Montageband ablaufen, um zu verstehen, wie ein Arbeitsumfeld funktioniert. Marcos Aufgabe hingegen wird es sein, ein Stadtprojekt in Autocad zu realisieren: Unser Wunsch ist es nämlich, der Gemeinde Leifers einen reellen Vorschlag zu unterbreiten“.
Ein Wohnkonzept, das auch nachhaltig ist?
„Das Projekt „Leifers, wie ich es mir wünsche“ soll Kompetenzen und Werkzeuge bieten, die im Alltag für eine heranwachsende und ihre Persönlichkeit bildende Altersgruppe nützlich sind. Auf der einen Seite Kreativität und Planungsfertigkeiten entwickeln, auf der anderen Seite sich als Bürger um die eigene Stadt kümmern. Deshalb wird das Thema Nachhaltigkeit besonders wichtig sein: Von der grafischen Idee werden wir darauf übergehen, ein plastisches Modell zu schaffen, indem wir recycelte Materialien verwenden, um über die Wichtigkeit der Materialverwertung und des Umweltschutzes nachzudenken“.
Die Wünsche wahr werden lassen – das passt zum Thema der Ausschreibung „Aspirations & Inspirations“.
„Genau. Mit diesem Projekt versuchen wir, den jungen Generationen Anreize zu geben und sie dazu zu inspirieren, sich mögliche Zukunftsszenarien für die Stadt auszumalen. Aus Träumen, wie z.B. vom idealen Leifers, können konkrete Vorhaben entstehen.“
LaSecondaLuna, kultureller Bezugspunkt in Leifers
Der Leiferer Verein hat seinen Sitz in der Weißensteiner Straße 29 und ist ein Ort, der für alle offen steht. Er möchte vor allem den Menschen zeitgenössische Ausdrucksformen und Künste durch kulturelle und kreative Veranstaltungen näherbringen.
LaSecondaLuna möchte zudem auf regionaler Ebene junge Künstler unterstützen und ein Sprungbrett sein, mit Ausstellungen und Kuratoren, welche die Künstler in den verschiedenen Phasen ihres beruflichen Werdegangs begleiten. Die Veranstaltungen finden im Unterland statt, dessen Kulturleben häufig unter der Nähe zu Bozen und Trient leidet.
Der Artikel wurde von Lisa Pontoni im Rahmen des Erlebnisprojektes Media Contest von Tempora ODV verfasst.